Ursachen Arteriosklerose
Bei der Betrachtung des Ursachen-Geschehens von Arteriosklerose ist es auch besonders wichtig, die bislang erkannten Faktoren zu berücksichtigen, die das Arterioskleroserisiko maßgeblich erhöhen.
Unbeeinflussbare Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für Arteriosklerose, die unbeeinflussbar sind, gehören die Prädisposition (familiäre Disposition, also eine genetische Veranlagung, gehäufte Infarkte in der Familienanamnese), das Lebensalter und das männliche Geschlecht – Frauen sind durch das weibliche Geschlechtshormon bis zum Eintritt der Wechseljahre besser „geschützt“.
Ordnung Arteriosklerose Risikofaktoren
Faktoren, die wir selbst beeinflussen können werden in Bereiche der 1. und 2. Ordnung eingeteilt. Daraus ergeben sich statistische Erhebungen, die eine Aussage über die Risikoerhöhung geben können. So ist das Infarktrisiko vierfach erhöht, wenn bei einer Person zwei Risikofaktoren der 1. Ordnung vorliegen. Bereits bei drei Risikofaktoren der 1. Ordnung besteht ein zehnfaches Risiko!
Arteriosklerose Risikofaktoren 1. Ordnung
Zu den Risikofaktoren der ersten Ordnung zählen die folgenden Punkte:
- Metabolisches Sydrom (Reavan-Syndrom, oder Syndrom X): Fettleibigkeit, Bluthochdruck, veränderte Blutfettwerte, Insulinresistenz),
- Bluthochdruck (Hypertonie),
- Veränderte Blutfettwerte (Dyslipidämie / Hyperlipidämie), bzw. eine Störung des Fett-Stoffwechsels. Dabei ist in der Regel das Gesamtcholesterin und der LDL-Wert erhöht, während das HDL-Cholesterin erniedrigt ist,
- Rauchen,
- Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“).
Arteriosklerose Risikofaktoren 2. Ordnung
- Adipositas (Fettleibigkeit),
- Stress,
- Bewegungsmangel,
- Hyperurikämie,
- Hormonelle Faktoren,
- Lipoprotein (a) erhöht,
- Hyperhomocysteinämie.
Einen unabhängigen und gefährlichen Risikofaktor für die beschleunigte Entwicklung einer Arteriosklerose stellt die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) dar. Diese Störung des Zuckerstoffwechsels ist immer mit einer Fettstoffwechselstörung verbunden.
Bluthochdruck und Arteriosklerose
Die Hypertonie ist eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems und in den so genannten Industrieländern weit verbreitet. Bereits jeder vierte Bundesbürger ist vom Bluthochdruck betroffen, betrachtet man die über 55 Jährigen so ist es sogar jeder Zweite. Ursprünglich war die Hypertonie eine Erkrankung im höheren Lebenshalter, bedingt durch physiologische Alterungsprozesse. Durch vorkommendes Übergewicht, Fehl- oder Mangelernährung und Bewegungsmangel im Kinder- und Jugendalter, treten immer häufiger Bluthochdruckerkrankungen in dieser Altersgruppe auf. Da die Hypertonie nicht sofort zu eindeutigen Symptomen führt, wissen viele Betroffene nichts von ihrer Erkrankung oder werden bei Kenntnis nicht zufriedenstellend therapiert.
Von einer primären oder essentiellen Hypertonie spricht man, wenn zu der Bluthochdruckerkrankung keine anderen Erkrankungen vorliegen. Die sekundäre Hypertonie entsteht als Folgeerkrankung verschiedener Nierenerkrankungen, hormoneller Störungen oder durch bestimmte Medikamenteneinnahme, um nur die häufigsten Ursachen zu nennen.
Blutduckwerte für Erwachsene (Werte laut WHO – Weltgesundheitsorganisation)
Kategorie | Systolischer RR (mmHg) | Diastolischer RR (mmHg) |
optimal | < 120 | < 80 |
normal | < 130 | < 90 |
hochnormal | 130 – 139 | 85 – 89 |
Hypertonie Grad 1 | 140 – 159 | 90 – 99 |
Hypertonie Grad 2 | 160 – 179 | 100 – 109 |
Hypertonie Grad 3 | > = 180 | > = 110 |
Bleibt der Bluthochdruck unbehandelt kann es zu Organschäden kommen. Herz, Gehirn, Nieren und Gefäße sind Organe, die am häufigsten gefährdet sind. Die Hypertonie führt zur Verletzung der innersten Arterienschichten (Endothel) und bietet so Angriffspunkte für arteriosklerotische Prozesse und zur weiteren Gefäßverengung und Abnahme der Elastizität, die die Bluthochdruckerkrankung verstärkt.
Hohe Blutdruckamplitude bei fortgeschrittener Arteriosklerose
Die Pumpleistung des Herzens und die Spannung in den großen Schlagadern bestimmen im Wesentlichen den Blutdruck. Das Herz presst eine bestimmte Blutmenge in die Aorta. Die elastische Arterie dehnt sich ein wenig aus. Durch Anspannung der elastischen Adern wird das Blut weiterbewegt. Diesen Vorgang nennt man „Windkesselfunktion“. Ist die Elastizität der großen Arterien gestört, gelangt die ausgeworfene Blutmenge sofort in die peripheren Arterien. Folge: Der systolische Blutdruckwert erhöht sich, der diastolische Blutdruckwert nimmt ab. Die Blutdruckamplitude, das ist die Differenz beider Blutdruckwerte, nimmt somit auch zu. Hohe Blutdruckamplituden sind ein Hinweise auf eine fortgeschrittene Arteriosklerose.
Rauchen und Arteriosklerose
Einer der großen Risikofaktoren der Arteriosklerose ist das Rauchen. Der Zigarettenkonsum schädigt die Arterien. Das in den Zigaretten vorkommende Nikotin erhöht den Blutdruck und führt langfristig durch Veränderungen im Blutgerinnungssystem dazu, dass das Blut dickflüssiger wird. Außerdem fördert Rauchen Fettstoffwechselstörungen, die ebenfalls zu den Risikofaktoren der Arteriosklerose gehören.
Nikotin führt zu Gefäßerkrankungen
Tabak enthält viele giftige Substanzen, die beim Einatmen über die Lunge in das Gewebe und die Blutbahn gelangen. Betrachtet man die zwei wichtigsten der über 4000 giftigen Zigarettenrauchbestandteile, kann man folgende Fakten feststellen:
Kohlenmonoxid entsteht bei der Verbrennung pflanzlicher Stoffe. Gelangt es in die Blutbahn verbindet es sich mit den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Diese nehmen dann weniger / kein Sauerstoff mehr auf und es kommt zur Unterversorgung im gesamten Körper. Um den Sauerstoffmangel auszugleichen produziert das Knochenmark vermehrt rote Blutkörperchen. Mit der Zeit wird so das Blut dickflüssiger. Außerdem beschädigt Kohlenmonoxid die Wände der Blutgefäße. Diese Schadstellen können die Grundlage für die Arterienverkalkung bilden.
Nikotin hat Auswirkungen auf das Nervensystem. Dieser Stoff regt den Herzschlag an und fördert die Verengung und Verhärtung der Gefäße. Betroffen sind zunächst die kleinen Arterien. Das führt zu einer geringeren Durchblutung der Haut und der Extremitäten. Langfristig steigen der Blutdruck und die Pulsfrequenz und somit weitere Faktoren für die Entstehung der Arteriosklerose.
Weitere Raucherrisiken sind auch Blutgerinnsel (Thrombosen) durch den Einfluss auf die Blutgerinnung. Hier sind insbesondere Frauen betroffen, die Rauchen und östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille) verwenden. Es bilden sich Blutgerinnsel, die zu Beinvenenthrombosen führen können. Nicht nur aktives Rauchen gefährdet den Körper. Passivraucher haben ein 30 Prozent erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose
Bei der Hyperlipidämie ist der Gehalt an Fetten im Blut erhöht. Da diese Fette im Blut an bestimmte Eiweißstoffe gebunden sind, spricht man auch von der Hyperliporoteinämie. Von den verschiedenen Fetten ist das Cholesterin der größte Risikofaktor für die Entstehung der Arteriosklerose. Hier wird nicht das Gesamtcholesterin betrachtet sondern vielmehr die Verteilung der verschiedenen Gruppen dieser Eiweiß-Fett-Komplexe. Dem HDL-Cholesterin, eine Lipoprotein mit hoher Dichte, wird eine positive Wirkung auf den Körper zugeschrieben und wirkt somit eher schützend gegen die Arteriosklerose. Das LDL-Cholersterin und das VLDL-Cholesterin sind Lipoproteine mit geringer Dichte und tragen zur Entstehung der Arteriosklerose bei.
Nur wenige Patienten mit einer Fettstoffwechselstörung leiden an einer genetisch bedingten Hyperlipoproteinämie und erkranken sehr früh an einer Arteriosklerose. Meistens ist diese Erkrankung auf einen ungesunden Lebensstil – fettreiche Kost, zu viel Alkohol und Grunderkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus, Gicht und bestimmte Nierenerkrankungen – zurückzuführen. Auch einige Medikamente können den Blutfettspiegel erhöhen.
Ein erhöhter Cholesterinwert sollte nicht isoliert betrachtet werden. Liegen mehrere Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen vor, kann bereits ein mäßig erhöhter Cholesterinwert ungünstig sein.
Risiko-Index Arteriosklerose
Auf Basis der vorliegenden Blutfett-Werte kann berechnet werden, wie hoch das jeweilige Risiko ist, an Arteriosklerose zu erkranken. Dabei wird das Verhältnis von LDL (Low Density Lipoprotein) zum HDL (High Density Lipoprotein) betrachtet (LDL:HDL). Ergibt sich im Resultat ein Wert > 4 wird das Risiko als hoch eingeschätzt, bei < 2 als gering.
Bewegungsmangel und Übergewicht
Die Fettleibigkeit oder Adipositas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit. Das Übergewicht ist mit einer das normale Maß überschreitenden Vermehrung des Körperfettes verbunden. Übergewichtige Menschen haben in der Regel auch erhöhte Blutfette. Grundlage für die Beurteilung und Einteilung des Schweregrades dieser Erkrankung ist laut WHO der Körpermassenindex (BMI). Hierzu wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt.
Body-Mass-Index (BMI) – kg/m² | |
Untergewicht | < 18, 5 |
Normalgewicht | 18,5 – 25,0 |
Übergewicht | 25,0 – 30,0 |
Adipositas Grad I | 30,0 – 35,0 |
Adipositas Grad II | 35,0 – 40,0 |
Adipositas Grad III | > 40,0 |
Besonders zu beachten ist zusätzlich das Fettverteilungsmuster. Fettdepots im Bauchraum und im Bereich der inneren Organe (viszerales Fettgewebe) gelten als besonders ungünstig. Das Bauchfett bei dem so genannten Apfeltyp beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel negativ. Bei dem so genannten Birnentyp, also einer Fettverteilung mehr im Hüft- und Oberschenkelbereich, geht man von einem geringeren Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung aus. Hierzu kann einfach der Bauumfang in die Untersuchung mit einbezogen werden. Als problematisch gilt bei Frauen ein Bauchumfang von mehr als 80 cm und bei Männern von 92 cm.
Die Ursachen für das Übergewicht liegen oft in den Lebensbedingungen der Patienten, die durch wenig körperliche Arbeit und einem Nahrungsüberfluss geprägt sind. Nur bei ca. 3 – 5 % der adipösen Menschen liegen organische Ursachen vor, z.B. die hormonell bedingte Fettsucht, Cushing-Syndrom oder eine Schilddrüsenunterfunktion.
Die Ernährung des Menschen und sein Bewegungsverhalten sind in erster Linie eine Gewohnheitssache. Für übergewichtige Menschen ohne psychische Erkrankungen kann eine langfristige Begleitung mit Beratung über gesunde Ernährung und sinnvoller sportlicher Betätigung sehr vorteilhaft sein.
Diabetes mellitus und Arteriosklerose
Die Zuckerkrankheit ist eines der wichtigsten Risikofaktoren für die Arteriosklerose und die koronare Herzkrankheit (KHK). Häufig treten bei Diabetikern zusätzlich Fettstoffwechselstörungen auf, die bei Typ-2-Diabetikern von Übergewicht, Bluthochdruck begleitet sind.
Jeder Diabetiker sollte über seine Erkrankung gut informiert sein. Dafür gibt es in den klinischen Zentren spezielle Diabetikerschulungen. Das Auftreten von Folgekrankheiten hängt auch davon ab, wie gut der Blutzucker eingestellt ist und ob es gelingt, durch eine gesunde Lebensweise Komplikationen zu minimieren. Dazu gehört ein normaler Blutdruck (120/80 mm Hg), das LDL-Cholesterin auf unter 100 mg/dl gesenkt wird, die Triglyceride auf unter 150 mg/dl fallen und das eventuell vorhandene Übergewicht reduziert wird. Der Bauchumfang sollte weniger als 90 cm betragen.
Durch den Insulinmangel – der Stoff, der dazu beiträgt, dass der Blutzucker (Glukose) in die Zellen aufgenommen wird – ist dieser Prozess gestört und der Blutzuckerspiegel steigt. Die hohe Konzentration der Glukose im Blut schädigt die Gefäßwände und führt somit auch zur Arteriosklerose. Besonders ein dauerhafter Diabetes mellitus führt zur Schädigung der arteriellen Gefäße.
Harnsäure und Arteriosklerose
Die Hyperurikämie, die Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut kann zu Gicht, zu Nierensteinen, zu Arthritis und zur Beschleunigung einer Arteriosklerose führen. Die Erkrankung beruht auf einer Störung des Purinstoffwechsels. Diese fallen beim Abbau von Zellkernen in der Leber an oder werden mit der Nahrung aufgenommen und werden dann in Harnsäure zur Ausscheidung über die Niere überführt. Bei der Gicht liegt eine übermäßige Harnsäurekonzentration im Plasma und anderen extrazellulären Flüssigkeiten vor. Diese kristallisiert sich zu Salzen aus und lagert sich vermehrt in den Gelenkflüssigkeiten aber auch an anderen Körperstellen. Für die primäre Hyperurikämie ist eine erbliche Störung im Purinstoffwechsel häufig. Seltener erfolgt eine Erhöhung der Harnsäurekonzentration bedingt durch Nierenfunktionsstörungen oder durch Medikamenteneinnahme mit erhöhtem Zelluntergang (z.B. Zystostatika). In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Gichtpatienten stetig gestiegen und wird somit mit den veränderten Lebens- und Ernährungsbedingungen in Zusammenhang gebracht.
Große Mengen fettreichen Essens sowie übermäßiger Alkoholkonsum sind die Hauptauslöser für einen akuten Gichtanfall. Außerdem können körperliche Überanstrengungen, Stress oder strenges Fasten einen Anfall auslösen.
Erhöhte Harnsäurewerte liegen über dem Normalwert von 6,4 mg/100 ml Serum.
Hormonelle und andere Arterioskleroserisiken
Neben den genannten Erkrankungen, gilt es noch weitere Prozesse und Krankheitsbilder zu betrachten, die die Arteriosklerose beeinflussen:
In der Menopause der Frau sind im weiblichen Körper keine gefäßschützenden östrogenhaltigen Hormone mehr vorhanden. In diesem Lebensabschnitt steigt die Gefahr für Frauen an Arteriosklerose zu erkranken signifikant an.
Beim Cushing-Syndrom (Morbus Cushing) ist zu viel Kortisol im Körper. Kortisol ist ein Hormon, das vom Körper selbst gebildet wird oder als Medikament z.B. gegen Entzündungsprozesse eingenommen wird. Die Nebenwirkungen Hypertonie, Diabetes mellitus und die Erhöhung der Blutkörperchenzahl können somit auch Arteriosklerose bewirken.
Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bedingt durch die veränderten hormonellen Regulationsmechanismen und der damit verbundenen erhöhten Cholesterinwerte ebenfalls frühzeitig arteriosklerotische Prozesse im Organismus. Betroffene sollten durch einen Endokrinologen gut medikamentös eingestellt werden.
Ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung der Arteriosklerose besteht bei Menschen, die an einem bestimmten Gendefekt leiden, der bewirkt, dass bestimmte Zellen in den Blutgefäßen – sogenannte Endothelzellen – weniger des gefäßwandschützenden Botenstoffs Stickstoffmonoxid produzieren.
Wissenschaftlich diskutiert wird derzeit noch der Zusammenhang zwischen Infektionen mit der Bakterienart Chlamydia pneumoniae und der Entstehung der Arteriosklerose. Dieser Erreger galt bisher in erster Linie für Auslöser von Atemwegserkrankungen. Chlamydien wurden bei Patienten gefunden, die an einer arteriosklerotischen Komplikation verstarben. Hier bedarf es noch weiterer Untersuchungen, ob die Infektion ursächlich an den Gefäßveränderungen beteiligt war.