Diagnose 

Arteriosklerose Untersuchungs-Methoden

Überblick der Arteriosklerose Untersuchungsmethoden: Von der körperlichen Untersuchung, Augenhintergrunduntersuchung, Angiografie bis zur Laboruntersuchung des Blutes.

Anamnese bei arteriellen Verschlußkrankheiten

Wichtige Hinweise auf ein Vorliegen der Arteriosklerose sind bereits durch eine gründliche Anamnese zu finden. Rauchende Patienten, Menschen mit Bluthochdruck oder einer Störung des Fettstoffwechsels sowie langjährige Diabetiker gehören zu den Risikogruppen einer Arterioskleroseerkrankung. Notwendig sind also Fragen nach Vorerkrankungen, Ernährungsgewohnheiten und Beschwerden in weiteren gefährdeten Gefäßregionen (z.B. Angina Pectoris oder zerebrale Durchblutungsstörungen).

Körperliche Untersuchungen

Zu den körperlichen Untersuchungsmethoden, die jeder Allgemeinmediziner durchführen kann, gehört in erster Linie die Inspektion (Betrachtung) der betroffenen Extremität oder Körperregion. Durch die gestörte Durchblutung infolge des reduzierten Gefäßdurchmessers, erscheint die Haut blass und fahl, bläulich (livid) bzw. marmoriert. Es kann zu Haarausfall an den Beinen, vermehrte Hornhaut- und Schwielenbildung, Pilzinfektionen, Druckstellen und Ödemen kommen. Im fortgeschrittenen Stadium sind eventuell Nekrosen und Ulzera (Geschwüre) zu sehen.

Beim Abtasten (Palpation) der entsprechenden Körperregion sollte man auf Differenzen der Körpertemperatur und Seitengleichheit der Pulse achten. Pulsunterschiede fallen am Besten bei gleichzeitiger Palpation von rechter und linker Extremität auf. Sind die Pulse ungleich, kann  eine vorgeschaltete Verengung oder ein Aneurysma vorliegen.

Die Auskultation – medizinisch das Abhören des Körpers mit Hilfe des Stethoskops – wird auch bei der Diagnostik der Arteriosklerose eingesetzt. So können die Strömungsgeräusche des Blutes in den Arterien beurteilt werden. Daraus können sich Hinweise auf Verengungen (Stenosen) ergeben.

Augenhintergrunduntersuchung

Die nichtinvasive Untersuchung der Netzhautgefäße, bietet eine einmalige Möglichkeit die Arterien und Venen eines Patienten zu beurteilen. Der Hausarzt, bzw. der Augenarzt, der dazu in der Regel noch über bessere Instrumente verfügt, untersucht die Rückfläche des Augapfels mit einem Ophthalmuskop. Der Augenhintergrund wird auch Fundus genannt. Diese Art der Untersuchung nennt man Funduskopie oder Ophthalmuskopie. Es gibt heute die Erkenntnis, dass der Bluthochdruck (Hypertonie) an den Gefäßen der Netzhaut, der Aderhaut und am Sehnervkopf bestimmte Veränderungen bewirkt, die Rückschlüsse auf den Schweregrad der Hypertonie geben können. Außerdem können bei Beurteilung der Netzhautgefäße, Rückschlüsse auf den Zustand der Gefäße in anderen Organen getroffen werden.

Folgende Veränderungen sieht der Augenarzt bei der Betrachtung des Augenhintergrundes:

  • Verengung der Netzhautgefäße (herdförmig oder diffus)
  • Kreuzungszeichen
  • Arteriosklerose
  • Vermehrte Schlängelung der Gefäße
  • Blutungen und Ödeme
  • harte Exsudate – Ausschwitzung von Serum
  • Verlust der Nervenfaserschicht
  • Cotton-wool-Herde in der Netzhaut – weiße, unscharf begrenzte baumwollartige Flecken in der Netzhaut.

Der Augenarzt kann dem weiterbehandelnden Facharzt wichtige Hinweise über den Zustand der Gefäße des Patienten geben. Die Augenhintergrunduntersuchung ist für den Patienten schmerzfrei, problemlos und bietet als eine der ganz wenigen Verfahren einen frühen Blick auf den Zustand der Arterien und Venen. Sie ist damit eine besonders wichtige Diagnosetechnik.

Funktionsprüfungen

Gehtest

Zur Feststellung arterieller Durchblutungsstörungen der Beine muss auf einem Laufband bei festgelegtem Lauftempo so lange gegangen werden, bis Schmerzen auftreten. Mithilfe der Fontaine-Stadien kann anhand der Ergebnisse die Schwere der Erkrankung beurteilt werden.

Stadieneinteilung nach Fontaine

 

I

Keine Beschwerden, aber nachweisbare

Veränderungen (Stenose, Verschluss)

 

II

Claudicatio intermittens

(„Schaufensterkrankheit“)

II a: schmerzfreie Gehstrecke > 200 m

II b: schmerzfreie Gehstrecke < 200 m

 

Kompliziertes Stadium II:

nichtheilende Verletzung

 

III

Ruheschmerz

 

IV

 

Ruheschmerz, Geschwüre (Ulkus)

bzw. Gewebeuntergang (Nekrose/Gangrän)

Lagerungsprobe nach Ratschow

Bei Verdacht auf einen Arterienverschluss im Bereich der Unterarme oder der Unterschenkel, in diesem Fall können der Pulsstatus und der Blutdruck irreführend oder normal sein, wird häufig eine Lagerungsprobe nach Ratschow oder eine Faustschlussprobe gemacht. Zur Beurteilung der unteren Extremität legt sich der Betroffene flach auf den Rücken und streckt die Beine in die Höhe und rollt mit den Füßen (ca. 30 – 40 x). Sind die Arterien gesund, verfärben sich die Fußsohlen nicht wesentlich. Bei einem arteriellen Verschluss wird die Haut der Füße deutlich und anhaltend blasser, zusätzlich können Schmerzen der Wadenmuskulatur auftreten. Ein normaler Zustand ist gegeben, wenn sich die Venen nach Herablassen der Beine – Beine hängen lassen – innerhalb von 10 – 15 s füllen und man eine deutliche rötliche Verfärbung sieht. Ist dieser Prozess verzögert, kann eine pathologische Veränderung im Bereich der Arterien vorliegen.

Faustschlussprobe

Sollen die Arterien der Arme beurteilt werden, werden die Fäuste bei erhobenen Armen in 2 Minuten ca. 60 x geöffnet und geschlossen. Auch hier sollte es nur minimal zur Hautblässe kommen und nach Herabnehmen der Arme eine rasche Rötung eintreten. Liegen Störungen vor kommt es zu Unregelmäßigkeiten in der Hautfarbe (blass und rot) und nach dem Herabnehmen der Arme verzögert sich die Rötung.

Allen Test

Mit diesem Test können Durchblutungsstörungen der Hand nachgewiesen und lokalisiert werden. Wieder werden die Fäuste bei erhobenen Armen geschlossen (10 – 15 x). Zusätzlich komprimiert der Untersucher nacheinander die Handarterien Arteria radialis und Arteria ulnaris. Je nach Rötung oder Weißbleiben der Hand und Venenfüllung oder Ausbleiben der Venenfüllen bei entsprechender Kompression kann eine Zuordnung der wahrscheinlichen Arteriosklerose in einer Arterie erfolgen. Dieser Test ist umstritten und sollte durch weitere Tests gesichert werden.

Apparative Untersuchungen

Es gibt invasive und nichtinvasive Untersuchungsmethoden im Bereich der Arteriosklerosediagnostik. Nicht immer ist jede mögliche apparative Untersuchung bei jedem  Betroffenen notwendig. Standard ist die Dopplerdruckmessung, die immer durchgeführt werden sollte. Sollte eine Operation notwendig, erfolgen weitere Untersuchungen, um die Durchblutungsstörung so genau wie möglich darzustellen.

Basisuntersuchung – Dopplerdruckmessung

Sobald der Verdacht auf eine Durchblutungsstörung aufkommt, sollte eine Dopplerdruckmessung durchgeführt werden. An beiden Extremitäten (Füße oder Oberarme) wird eine Blutdruckmessung durchgeführt. Zunächst werden die Pulse abgetastet und die Gefäße durch eine Ultraschallsonde (ähnlich wie ein Stethoskop) abgehört. Strömungsgeschwindigkeit und Strömungsrichtung des Blutes in den Arterien und Venen werden erfasst und als Kurve oder Ton dargestellt. Bestimmt wird das Verhältnis des Blutdruckes an Bein und Arm (Knöchel-Arm-Index oder ABI). Hierbei werden die oberen Blutdruckwerte (systolische Werte) verglichen. Bei gesunden Gefäßen sind die Werte an Arm und Bein annähernd gleich und liegen etwa bei 1,0. Ein Bein/Arm-Quotient kleiner als 0,9 gilt als sicher pathologischer Wert.

So berechnen Sie Ihren Knöchel-Arm-Index (ABI):

Beispiel:
Blutdruck Knöchel: 100:70
Blutdruck Arm: 125:80
ABI: 100:125 = 0,8
 
Diese einfache Messung der Dopplerdrucke ist sehr treffsicher, da sie sogar eine Gefährdung anzeigt, wenn noch keine Beschwerden vorliegen. Somit kann diese Untersuchungsmethode im Bereich der Vorsorge angewendet werden.

Duplex-Sonografie – Farbduplexsonografie (Farbultraschalluntersuchung) – Farbduplex

Diese Weiterentwicklung des Dopplerverfahrens ist aufwendiger und wird deshalb nicht als Standarduntersuchung angewendet. Sie ermöglicht die genaue Darstellung des Ortes, der Durchblutungsstörung und lässt auch typische Veränderungen im Strömungsverhalten erkennen.

Angiografie

Bei dieser Untersuchung, die in der Regel vor einer Operation durchgeführt wird, werden die Arterien radiologisch dargestellt. Während der invasiven Untersuchung wird ein Röntgenkonstrastmittel über einen Katheter in den krankheitsverdächtigen Gefäßbereich injiziert. Arterienverengungen  oder –verschlüsse  werden sichtbar. Teilweise wird eine zusätzliche digitale Subtraktionsangiografie oder eine Angiografie (Gefäßdarstellung) mittels Computertomografie (CT) erforderlich. Auch mit Hilfe eines MRT (Magnetresonanztomografie) ist eine genaue Gefäßdarstellung möglich. Diese technischen Weiterentwicklungen bieten besonders bei der Darstellung der Hirngefäße große Vorteile.

Laboruntersuchungen

Vor allem die Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und weitere arteriosklerotischen Veränderungen z. B. der Niere können mit Hilfe der modernen Labordiagnostik vor dem Auftreten von Beschwerden untersucht werden.

Welche Werte sollten mit dem Blutbild genauer betracht werden?

Blutzucker

Glukose ist der zentrale Energieträger unseres Körpers und Baustein zahlloser essenzieller Verbindungen. Die Regulation des Blutzuckerspiegels steht deshalb im Zentrum des gesamten Energiestoffwechsels. Beurteilt wird der Nüchternblutzucker – mindestens 8 Stunden keine Kalorienzufuhr – aus Venen- oder Kapillarblut. Von einer gestörten Glukosetoleranz spricht man ab einem Wert von 126 mg/dl. Bei Bedarf sind weitere Test – z.B. Glykosebelastungstest notwendig.

HbA1c – Glykosyliertes Hämoglobin

HbA1c, das ist Glykohämoglobin bei dem Glukose an Hämoglobin gebunden ist. Bestimmt wird der Anteil von HbA1c am Gesamthämoglobin. Der Wert in Prozent gibt Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten 6 bis 8 Wochen und wird auch Langzeit-Blutzucker oder Blutzuckergedächnis genannt. Bei gut eingestellten Diabetikern liegt das HbA1C unter 6 % bei unbefriedigender Stoffwechsellage über 9,5 %.

Blutfette (Cholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride)

Ständig erhöhte Fettsiegel im Blut (Hyperlipidämie) durch eine gestörte Fettverarbeitung im Körper oder durch erhöhte Fettzufuhr führen zu erheblichen Gesundheitsschäden – Fettsubstanzen lagern sich in den Wänden der Blutgefäße ab. Cholesterin ist ein tierisches Fett. Im menschlichen Körper ist es ein wichtiger Baustein z. B. der Zellwände oder ein Grundgerüst für zahlreiche Hormone. Im Krankheitsfall kommt es bei Ablagerung der Cholesterinkristalle in den Gefäßen zu Stenosen. Für das Risiko der Arteriosklerose ist aber die Verteilung des Cholesterins auf die verschieden Gruppen entscheidend. In Abhängigkeit von ihrem Gehalt an Fetten, ihrer Dichte und ihrer Größe werden vier Typen von Lipoproteinen betrachtet. Interessant ist der Anteil an LDL – low density lipoproteins und HDL – high density lipoproteins. LDL enthält große Mengen an Cholesterin und kann zur Arteriosklerose führen, HDL enthalten kaum Fette und gelten als „gute“ Lipoproteine, die vor einer Arteriosklerose schützen können. Die Trigliyzeride (Neutralfette) dienen den Zellen als hochwertiger Brennstoff. Erhöhte Werte können gut durch diätetische Maßnahmen beeinflusst werden.

Richtwerte für die Blutfette (Werte in mg/dl)

Serumcholesterin

LDL-Cholesterin

HDL-Cholesterin

Triglyzeride

Normal

< 200

< 135

F > 45, M > 35

< 200

Grenzwertig

200 – 250

135 – 155

30 – 40

200 – 300

Krankhaft

> 250

> 155

< 30

> 300

Lipoprotein(a)

Das Protein ist Bestandteil der Blutfette und ist in seinem Aufbau ähnlich dem LDL-Cholesterin. Es ist als ein zusätzlicher unabhängiger Risikofaktor für kardiovasuläre Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall anzusehen, wenn hohe Blutspiegel – Lipoprotein(a)-Plasmaspiegel ab 30 mg/dl – vorliegen.

Aminosäure Homocystein

In welcher Art und Weise ein erhöhter Homocysteinwert die Gefäßschädigung negativ beeinflusst ist noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich ist die direkte toxische Schädigung der Gefäßwand. Außerdem wird die Thromboseneigung erhöht. Die Normwertbereiche im venösen Blut liegen bei 4,9 – 11,7 µmol/l. Patienten mit entsprechenden Vorerkrankungen sind bereits bei niedrig erhöhten Homocysteinwerten belastet. Bei einem Homocysteinspiegel von über 15 µmol/l besteht einheitlich in mehreren Studien ein erhöhtes Risiko.

Fibrinogen

Das Eiweiß, das in der Leber gebildet wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung. Durch das Eiweiß Thrombin und Kalzium wird Fibrinogen in Fibrin umgewandelt, ein wichtiger Bestandteil des Blutgerinnsels (Thrombus). Mehrere Studien haben nachgewiesen, dass ein erhöhtes Fibrinogen ebenfalls einen unabhängigen Risikofaktor für die Arteriosklerose darstellt. Der Normbereich liegt bei Erwachsenen bei 1, 5 – 3,5 g/l (4,4 – 10,3 µmol/l.

CRP ultrasensitiv (hs-CRP)

Ist das Immunsystem eines Menschen durch eine Entzündung im Körper aktiviert, wird das C-reaktive Protein gebildet. In der Medizin gilt CRP als äußerst empfindlicher, zuverlässiger und frühzeitiger Indikator für entzündliche gewebszerstörende Prozesse und somit als wichtigster Entzündungsparameter. Entzündliche Prozesse können die Entstehung arteriosklerotischer Veränderungen mit verursachen. Beurteilt werden die Werte im ultrasensitiven Bereich aus venösem Blut. Bei hs-CRP-Werten unter 1 mg/l ist dieses Risiko gering, im Bereich von 1 bis 3 mg/l durchschnittlich und bei 3 bis 10 mg/l hoch.

Serumkreatinin

Als Serumkreatinin wird die Menge des Kreatinin im Blutserum bezeichnet. Kreatinin entsteht beim Muskelstoffwechsel und wird als Abfallprodukt an den Blutkreislauf abgegeben. Über die Nieren wird Kreatinin aus dem Körper ausgeschieden. Erhöhte Werte geben einen Hinweise auf eine Funktionsstörung in der Niere, die auch durch Arteriosklerose verursacht sein können. Der Normbereich bei Erwachsenen liegt bei 0,6 – 1,36 mg/dl (44 – 120 µmol/l).

Harnsäure

Die Harnsäure entsteht als Endprodukt aus dem Purinstoffwechsel und wird im Serum meist zur Erkennung der Gicht bestimmt. Dabei kommt es zur Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken oder in der Niere. Harnsäurekristalle können sich auch in den Arterien ablagern und dort die Arteriosklerose begünstigen.

Die normalen Harnsäure-Werte im Blut sind bei Männern und Frauen unterschiedlich.

Sie liegen bei Männern zwischen 3,4 und 7,0 mg/dl und bei Frauen zwischen 2,4 und 5,7 mg/dl. Für Kinder gelten abweichende Werte.

Urinstatus – Urindiagnosik

Die Diagnostik des Urins kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Schnell und einfach können erste Aussagen über krankhafte Veränderungen durch einen Urin-Streifen-Schnelltest gemacht werden. Hinweise auf einen Diabetes mellitus, Nierenschädigungen, Entzündungen und andere richtungsweisende pathologischen Veränderung für das Vorliegen arteriosklerotischer Prozesse sind möglich. Weitere Untersuchungsmethoden: Das Anlegen einer Urinkultur – bei Verdacht auf bakterielle Infektionen – oder die Untersuchung des Urinsediments sind möglich.